
Afrikanisches Flair und der Überfall
Mein leiser Wecker auf der Uhr vibrierte um 05:45. Der Deckenventilator und das Moskitonetz leisteten gute Arbeit in der Nacht. Es war noch dunkel draußen. Mein Ziel war es, den nahegelegenen Hügel zu erklimmen und von dort den Sonnenaufgang zu genießen. Am Weg durch die vertrockneten Felder in der Dämmerung musste ich immer daran denken, dass es hier giftige Schlangen gibt. Rechtzeitig und unversehrt kam ich oben an und die Sonne erschien am Horizont um 06:33.
Ich kann mich an keinen schöneren Sonnenaufgang erinnern.
Am Weg zurück ins Dorf sah ich schon aus der Ferne, dass mir jemand am Feld entgegenkam und mir schließlich den Weg versperrte. Mein Rucksack voll mit Kamera Equipment und in der Hand meine Spiegelreflex Kamera konnte schon ein gelungenes Ziel für einen Überfall in den Morgenstunden außerhalb des Dorfes bieten. Als dann die ersten Worte „Suliminga give me a camera“ waren, warf ich einen langsamen Blick in die Umgebung ob uns jemand sehen konnte. Ohne Erfolg. Ich war auf mich alleine gestellt. Es war ja auch sehr früh und wir standen irgendwo in der Savanne.
Da der Gesichtsausdruck des 15-Jährigen dann doch verdächtig fröhlich war hatte ich die Situation durchschaut: „Do you want me to take a picture of you?“ fragte ich, worauf ich ein unschlüssiges Nicken als Antwort bekam. Nachdem ich ein Foto von ihm machte und ihm zeigte, konnten wir beide wieder lachen. Er über sein Foto und ich, dass ich meine Kamera behalten durfte.
Im Dorf selbst stolperte ich noch in die Schule hinein, wo die Schüler schon auf ihre Lehrer warteten. Die Schüler und Schülerinnen waren super motiviert und wollten natürlich, dass ich Fotos von ihnen machte. „SULIMINGA PICTSCHAA!!! SNAP MEEE!!!“ hörte ich im Minutentakt.
Am Nachmittag hatte ich die glorreiche Idee, dass ich mit ein paar Kindern am Fußballplatz Frisbee spiele. Das laute Gelächter der anfangs fünf Kinder blieb natürlich nicht lange ungehört und innerhalb weniger Minuten hatten sich gute 50 kleine Kinder um mich versammelt die alle die Frisbee haben wollten. Nachdem sich sehr schnell alle nur mehr auf die Scheibe warfen und gestritten wurde, musste ich das Ganze abbrechen, damit sich keiner verletzte.
Am Abend machten Lena, Lisa, Gabriel und Cornelia (eine weitere Freiwillige des braveaurora Teams) einen Spaziergang aus dem Dorf um die Umgebung in der Abendstimmung zu erkunden. Eine riesige merkwürdige Lehmformation in der Ferne stellte sich nach nähere Betrachtung als Termitenbau heraus.
Ich weiß nicht, was genau es war, doch die Stimmung hätte nicht „afrikanischer“ sein können. Die warmen Farben des Sonnenuntergangs, die trockene aber lebendige Landschaft der Savanne…es war einfach eine wunderschöne Atmosphäre.